Aspekte zur Entstehung von Bergpark-Anlagen
Der Begriff Bergpark findet in der einschlägigen deutschen Literatur kaum Erwähnung, und wenn dann nur als Terrassengarten oder in topographischen Zusammenhängen. In dieser Betrachtungsweise steht im ausgehenden Mittelalter die Umwidmung militärisch genutzter Höhenburgen zu Garten- u. Parkanlagen. Die in Deutschland verspätet eintretende Renaissance wartet mit zahlreichen von Italien inspirierten Anlagen auf, z. B. der Hortus Pallatinus in Heidelberg. Dem Barock wird die Wilhelmshöhe in Kassel zugeordnet. Die Bezeichnungen Felsenpark, Alpenpark oder Berggarten waren stets modeabhängige Staffagen in einem Teil der Parkgestaltung.
"Das Landhaus liegt am Fuße eines Hügels und schaut gleichsam doch von der Höhe herab." - Plinius
Den Werken des antiken Autors Plinius (Plinius: Sämtliche Briefe, Stuttgart 1998) sind folgende heute noch gültige Sentenzen zu entnehmen: "Das Landhaus liegt am Fuße eines Hügels und schaut gleichsam doch von der Höhe herab." "So sanft und allmählich in kaum merklicher Neigung erhebt sich der Raum nicht nur zweidimensional sondern perspektivisch dreidimensional."
Alle Garten- und Landschaftarchitekten verschiedener Epochen versuchten im Rahmen der technischen Möglichkeiten diese Effekte zu nutzen. Erst in der Romantik und im folgenden Historismus kommt es zu einer Weiterentwicklung dieser meist italienischen Vorbilder durch das Bürgertum. Ursache war die industriellen Entwicklung des europäischen Mittelgebirgsraumes abseits der großen Ströme und Ebenen. Dank Eisenbahn und Wasserkraft errichtete man in den Tälern neue industrielle Produktionsstätten und Siedlungen in Konkurrenz zur bis dato vorherrschenden Landwirtschaft. Die neue aufstrebende Schicht des Besitzbürgertums baute ihre großzügigen Anwesen über die talwärts gelegenen Produktionsstätten und hatte sie damit fest im Blick.
Im Bergpark fühlen sich besonders Bäume und Sträucher wohl, die tiefgründige Böden mit Staunässe meiden.
Die im 2. Kaiserreich vorherrschende Klassengesellschaft (Arbeiter und Bauern) mussten wie früher bei den auf Fernwirkung bedachten Adelsschlössern bergwärts aufblicken. Für die Landschaftsgestaltung ergaben sich wiederum neue Möglichkeiten. Schwer zu nutzende Hanglagen waren trotz Bodenverknappung günstig zu erwerben. Terrassierung ermöglichte den Anbau wärmeliebender Pflanzen und Pumpen fördernden das hierzu notwendige Wasser. Im Bergpark fühlen sich besonders Bäume und Sträucher wohl, die tiefgründige Böden mit Staunässe meiden.
Auch architektonisch ermöglicht der Bergpark durch Höhenunterschiede auf kleinem Raum, wie ein Bild auf einer Leinwand, dem Betrachter Dinge zu sehen (wie Ruinen, Grotten), die in der Ebene eine nicht so große Wirkung entfalten können. Um den Gesamteindruck im Sinne eines englischen Landschaftsparkes freier und größer erscheinen zu lassen führte man vom Kernpark oder Terrassengarten Reit- und Wanderwege zu naheliegenden Aussichtspunkten. Sie sind heute noch als Pavillons, Tempelchen oder Jagdhütten erhalten.
Ein gutes Beispiel hierzu ist der Bergpark der" Villa Anna" in Eppstein. Hier zerfällt unter den Augen des Hessischen Denkmalschutzes eine der wenigen noch erhaltenen Anlagen.